[ Zugreise nach Tiflis][ Triglav Nationalpark]

Mit dem Zug nach Tiflis 6.3.02

peterhansdr-hendel.de

6.3.
München Hbf. 11 Uhr abends, abfahrt, kleine Diskussion mit dem Schlafwagenschaffner da eigentlich reservierungspflicht, ich aber unwissend wegen kommunikativer Defizite der Fahrkartenverkäuferin.

7.3.
Budapest, der letzteTag mit schönem Wetter für die nächsten drei Wochen. Leider keine Gepäckaufbewahrung am Bahnhof was bedeutet das ich den schweren Rucksack durch ganz Budapest schleppen darf. Viel Zuckerbäckerarchitektur vor der die amerikanischen Reisegruppen in Ehrfurcht erstarrt Verkehrshindernisse bilden. Positive Entwicklung auf dem Spirituosensektor zu verzeichnen, die 2 Liter Flasche Wodka kostet hier etwa 4 Euro. Bettler in Budapest wollen entweder Geld oder Zigaretten, gibt man ihnen das jeweils falsche sind sie tödlich in ihrer Ehre gekränkt oder machen ihrem Unmut mit bösen blicken Luft. Spät Abends abfahrt nach Bukarest, diesmal in einem angenehmeren Schlafwagen.

8.3. 
Theoretisch gut geschlafen wären da nicht die etwa einstündigen Kontrollen an der Grenze Ungarn/Rumänien gewesen. Draußen zieht eine unwirtliche Agrarlandschaft mit Gestalten aus einem Kosturnica Film vorbei. Ein Ungar warnt mich zwischen seinen Yogaübungen allem was nach Zigeuner aussieht fernzubleiben und meinen Rucksack immer schön festzuhalten. Ankunft in Bukarest, Sprint durch ein Feld von Taxifahrern in mein direkt neben dem Bahnhof gelegenes Hotel "Stalingrad". Auf dem Weg zu Sehenswürdigkeiten der Stadt entdecke ich eine Wodka 2 Literflasche für 3 Euro. Durch die Annahme das Wodka mit jedem dritten Breitengrad den man nach Osten überschreitet einen Euro billiger wird steigt meine Vorfreude auf Georgien. Parlamentspalast und Umgebung als Zeugnis wahrhaft großen Größenwahns beeindruckend.

9.3. 
Ausfahrt aus Bukarest, die Stadt ist in einem Radius von etwa 100 Kilometern von einer Müllhalde umgeben, hin und wieder von einem Feld unterbrochen auf dem die Bauern Plastiktüten anzubauen scheinen. Alles sehr Bund hier. 3 Stunden für Grenzformalitäten an der Grenze Rumänien/Bulgarien da spielt es auch keine Rolle mehr das der Zug schleicht wie ein Regionalexpress und hin und her wackelt wie unverlgleichlich, bei gleichzeitiger Geräuschentwicklung einer Droschke. Jede Menge Zigeuner an der Grenze, betteln und verkaufen Dinge die man besser nicht kaufen sollte, nehmen übrigens kein Rumänisches Geld, Dollar müssen es schon sein.

10.3.
Rekord! Eine Stunde am Stück geschlafen. In diesem Zug ist immer Programm, im Moment ist das Zöllnerballet an der Ungarisch/Türkischen Grenze in vollem Gange.  Bei der Einreise in die Türkei kommt es zu den bislang ernsthaftesten Problemen, einem Zöllner fällt der Lonely planet Reiseführer "Georgien, Armenien & Azerbaijan" auf. Messerscharf schließt er ich müsse ein Armenienfreund sein und fragt mich 5 minuten über Armenien aus. Es ist Vorsicht geboten den die historische Wahrheit über die Massenmorde an den Armeniern steht in der Türkei unter Strafe. 
Ankunft in Istanbul an der alten Orient Express Station. Völlig bedeckter Himmel und Smog, man sieht kaum über das Goldene Horn geschweige den über den Bosporus. Istanbul duftet Orientalisch nach Fisch, Gewürzen, schmorendem Fleisch, heißen Kastanien, Benzol und Fäkalien. Und besonders tut es das abends.

12.3.
Überquerung des Bosporus, letzter Blick auf Europa im allgemeinen und den westlichen Teil Instanbuls im besonderen. Viele neue Freunde werden mehr oder weniger schweren Herzens zurückgelassen. Da ist der freundliche Teppichhändler der es fast geschafft häte mir einen 2x3meter großen Teppich zu verkaufen. Ein netter Man der einmal bei Volkswagen arbeitete und bevor ich noch realisiert hatte wie eigentlich der wechselkurs der türkischen lira zum euro ist, für 20 Euro die schuhe geputzt hatte, obwohl ich das nicht wollte und die Schuhe blitzsauber waren. Jede Menge freundliche Japaner und ein etwa seltsamer Türke der obwohl ich völlig allein auf einer bank saß, 3 liebespaare vprüberziehen lies um mir eine Rose zu verkaufen. Von der Asiatischen Seite Istanbuls weiter mit dem Zug durch enge Schluchten über antike Gleise nach Ankara. Hier siehts aus wie im wilden Westen. Nur waren im Wilden westen warscheinlich die Gleise in besserem Zustand.

15.3
Mittlereweile in Ankara kämpfe ich mit einer schweren Durchfallerkrankung. Ich führe das auf meine Versuche zurück mich wie die autochtone Bevölkerung zu ernähren. War keine gute Idee. Morgen werde ich, gesetzt den Fall ich kann das risiko vertreten die unmittelbare nähe einer sanitören Einrichtung zu verlassen, mich in einen Supermarkt begeben und alles an Verschweißtem Westlichen Kaufen was ich bis Georgien benötige. Übrigens habe ich das Hotel gewechselt. Das letzte kostete zwar nur 6.000.000lira aber dafür war mein Zimmer auch direkt neben der einzigen Toiltette des Stockwerks, soweit eigentlich nicht schlecht. Nur war ich am 4 Uhr morgens wach da der Moslem dem Geschäft bevorzugt in den frühen MOrgenstunden nachzugehen pflegt. Jetzt habe ich eine warme Dusche, eine eigene Toilette und noch mehr Krach. Der Türkei ist eben eine sehr geräuschintensive Existenz. Er lärmt überall und mit allem was er kriegen kann. Am angenehmsten sind noch die Minarettlärmer. Das sind sehr hohe Boxentürme die mehrfach tätglich für Karaoke angeworfen werden. Im Atatürkmaulsoleum bin ich in eine militärparade geraten.

16.3
Langsam wirds Einsam. Noch eine etwa eine Stunde bis Erzurum und ich bin fast allein im Zug. Nur hin und wieder marschiert eine Abteilung der türkischen Armee unter Waffen durch den Mittelgang. 
Erzurum ist wenig sehenswert. Es ist noch lauter und noch viel schmutziger als Istanbul. In Erzurum  hat man bei Nacht das Gefühl man befände ich in einer Welt jenseits der atomaren apokalypse. Die Luft ist schwarz und voll Smog, die Straßen bestehen aus schwarzem Eis und gewönlichem Dreck, die Beleuchtung ist mangenhaft und die Scheinwerfer der Autos irrlichtern lebensbedrohlich durch die Dunkelheit. 

17.3
Der Ararat, angeblich immer in Wolken habe ich das Glück den Gipfel zu sehen, und auch zu Fotographieren, was keine selbstversändlichkeit ist, den die gesammte Osttürkei ist von Militärlagern und Stützpunkten übersäht die man nicht photographieren darf und somit wird es sehr schwer ein Bild zu machen auf dem keine militärischen Einrichtungen sind.  Auf den Gipfel ist allerdings nicht möglich. man benötigt dafür nach Auskunft eines örtlichen Reisebüros eine spezielle Genehmigung  Außerdem soll es gefährlich sein, wegen wilden Hunden und Kurden. Wenn man  in Dogubejazit aus dem Bus aussteigt wird man quasi zerrisen. Hier will einem jemand ein Hotel das dem Schwager gehört schmackhaft machen, dort einer gleich eine Fahrkarte zurückverkaufen. Überhaupt ist in der Türkei vorsicht geboten was die Busunternehmen und deren Methoden angeht. Vor den Busbahnhöfen stehen weiträumig aufgestellt "Agenten" der einzelnen Busunternehmen mit dem Auftrag den Gast möglichst ohne das ihn ein "Agent" eines anderen Busunternehmens zu Gesicht bekommt an den eigenne Schalter zu locken. Auf diese Weise kann es passieren  das man einen Ticket für einen Bus der in 2 Stunden fährt bekommt, während eigentlich bereits in 10 minuten der nächste ginge. Deswegen sollte man immer versuchen sich selbst einen Überblick zu verschaffen.
Dogubejazit selbst ist eine Stadt mit für die geringe Einwohnerzahl gewaltiger Ausdehnung, was wohl daher kommt das jeder Veschlag eine eigene Mülhalde besitzt. Den Palast lohnt es sich zu besichtigen. Zu Fuß hinauf braucht man etwa eine Stunde. Dafür wird man auch mit einem herrlichen Blick belohnt. Wie man sieht bringt dort sogar ein Photograph von eher bescheidener Begabung beachtliche Bilder zustande.


18.3

Glücklice Ankunft in Hopa nach grauenhafter nächtlicher Busfahrt und am nächsten morgen weiterfahrt zur Georgischen Grenze. An der Grenze dreimal nach "10 Dollar" gefragt worden. Bearbeitungsgebühr, Soldiers Present und Custom Fee. Hart bleiben und wenn man ein Handy dabeihat anstalten machen sich mit der Botschaft zwecks klärung dieses nirgends verzeichneten Custom Fees in verbindung zu setzen. Das hat in meinem Fall bei einem Grenzbeamten mit äußerst korrupter physiognomie funktioniert. Auf der anderen Seite mit dem Taxi weiter nach Batumi.

19.3
Das Batumi einmal eine sehr schöne stadt war sieht man auch heute noch. Die überraschend gepflegte Strandpromenade macht die ehemaligen ambitionen auf die "Riviera des Schwarzen Meers" deutlich. Leider nur will keine rechte besinnlichkeit aufkommen da alles mit Westlicher Popmusik beschallt wird. In Batumi ein Hotel zu finden ist nicht schwer. Ein günstiges Hotel zu finden nicht möglich. Deswegen ist es keine schlechte Idee den Tag in Batumi zu verbringen um am Abend mit dem Nachtzug nach Tiflis zu fahren. Für Deutsche verhältnisse ist der Zug sehr! billig wie überhaupt alle öffentlichen verkehrsmittel in Georgien, sieht man einmal von den Taxis ab die meinem Eindruck nach eine eigene Ausländersteuer erheben.

20.3
Kirche Ankunft auf dem Bahnhof. Man marschiert durch eine Höhlenartige Gleisunterführung in der Händler rechts und links ihre Stände aufgebaut haben. Es scheint als seien Damenstrümpfe mit dem Bild Stalins auf der Verpackung der renner der Saison. Vielleicht liegt das aber an meiner unzureichenden Kenntnis des Georgischen. Oben auf den Gleisen fahren alle halbe Stunde kilometerlange Ölzüge vorbei. Die einfachste Methode in Tiflis ein Hotel zu finden besteht darin selbst eins aufzumachen. Auf der Suche nach dem einen Hotel das es doch geben muß wurde ich von einer Meute Hunde überfallen und zu Boden gerissen. Ich habe mich beim gezerre um mein Leben mit Straßenkötern leicht Tiflis verletzt. Glücklicherweise gibt es in Tiflis überall Trinkwasserbrunnen in denen man Wunden auswaschen kann. Irgendwann wurde ich dann doch fündig und bezog mein Zimmer im Hotel Lili. Nachts patroulierte ein Mann mit einer Kalaschnikov vor dem Hoteleingang hin und her. Am morgen weckt mich zartes Glockenleuten. Nach all dem  Mullahgeplärre sehr angenehm. Tiflis besichtigt. Beachtliche Sovietarchitektur. Verlassene unbeleuchtete Untergrundpassagen. Hotels die nur mit Flüchtlingen aus den Bürgerkriegsregionen besetzt sind.  Eine Riesenkirche aus Beton.

23.3
Nachdem ich den Busbahnhof gefunden habe (liegt nicht gerade Zentral man muß ein Taxi nehmen um hinzukommen was aber nicht das schlechteste ist da ich in dem chaos dort ohne die Hilfe des Taxifahrers nie meinen Bus gefundne hätte) geht die reise auf der Georgischen Militärstraße weiter. Leider hat es tieffliegende Wolken und man kann aus dem Busfenster kaum über die Schneemauern rechts und Links der Straße hinaussehen aber denoch. Die Strecke ist unbedingt Sehenswert. Wie Puschkin hier durchgekommen sein soll ist mir ein Rätsel. Alexandre Dumas ist ja bei dem Versuch (allerdings im Winter) auch gescheitert. Nach Ein paar Stunden geschaukel dann ankunft in Katzbegi. Der Bus hält mitten auf dem Markt. Das heißt er hält zwischen 4 kleinen Kioskbuden die alle exakt das gleiche verkaufen und einer spitz in den Himmel ragenden Statue von Alexander Katzbegi, dem g ründer Katzbegis. Der Ort selbst besteht aus niedrigen lehmbraunenhäusern. Es ist kalt.  Der Katzbeck taucht hin und wieder aus dem Wolkenmehr auf. Ein englisch sprechender Einwohner erzählt ist glücklich jemanden gefundne zu haben dem er sein englisch üben kann. Er erzählt mir von einem Japaner der letztes Jahr hier war und der ohne Seil auf den Katzbeck geklettert ist. Seiner Darstellung nach eine ding der unmöglichkeit. Aber der Japaner hats wohl geschafft und dem Japaner an sich damit eine menge Respekt beim erzähler verschafft.