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Ankara nach Erzurum

Türkische Landschaft durch Zugfenster

Türkische Landschaft durch Zugfenster

Ankara, 18Uhr, Bahnhof. Die Stadt ist abgesehen von einigen wenigen Stellen und Plätzen eine Einöde an Sehenswürdigkeiten. Morgen Abend gegen 20:00 sollte der Zug, auch wenn er gemütlich fährt, in Erzurum ankommen und ich mich auf die Suche nach einer Herberge machen können. Übermorgen geht es dann nach Dogubejazit und danach über die georgische Grenze. Ich hoffe das Wetter wird schön oder zumindest nicht schlechter, ansonsten hätte ich mir die Reise zum Ararat sparen können. Undurchdringlichen Smog gibt’s hier auch und allein um der Schienen und Straßen willen 1000km zu fahren bin ich nicht willens. Zu essen gibt es ab jetzt nur noch Cola und trockenes Brot, alles Andere ist mir für's erste zu riskant. Vorhin als ich mit meinen Einkäufen aus dem Supermarkt kommend im Park eine kuze Rast einlegte wollte man mir schon wieder die Schuhe putzen aber ich konnte das unter Entrichtung eines Schutzgeldes und einem schnellen Ortswechsel vermeiden. Sogar Obdachlose lassen sich hier die Schuhe von Kindern putzen.
Busbahnhof in Erzurum

Busbahnhof in Erzurum

Eben fährt er ein. Der DoguExpresi. Hinten ist ein Wagen mit Bremserhäuschen angekoppelt. Da scheint einen ja Richtung Osten einiges zu erwarten. Fantastische Landschaft, grandioses Wetter. Allerdings aus diversen Gründen nur zwei Stunden geschlafen. Wir befinden uns kurz hinter Divrigi. Die Gleise folgen einem Fluss durch ein Tal mit beeindruckenden Felsformationen. Aber leider kein Schnee obwohl auf fast 2000 Metern Höhe. Ilic. Der Zug steht in einer Kurve im Bahnhof, auf dem Bahnsteig parken Militärfahrzeuge, Zivilfahrzeuge und Schrott. Wir kommen kaum voran, die einzige Zerstreuung besteht im Verfolgen des marginalen Fortschritts auf der Karte. Viele, größtenteils sehr junge Soldaten befinden sich im Zug und patrouillieren mit ihren automatischen Gewehren durch die Abteile. Vielleicht Wehrdienstleistende. Interessante Abfahrt. Zug fährt an, Passagiere laufen los und springen in die offenen Türen des fahrenden Zugs. Überhaupt kann man die Türen der Züge auch während der Fahrt hier nach belieben öffnen und schließen. Meinen optimistischen Schätzungen nach müssten wir etwa um 18:00 in Erzurum ankommen, das wären dann 24 Stunden Fahrt. Ich hoffe es bleibt dabei. Langsam wird es einsam. Der Zug leert sich zusehends. Kurz vor Erzurum sind nur noch eine handvoll Leute im Wagen. Erzurum selbst ist wenig sehenswert. Es ist noch lauter und noch viel schmutziger als Istanbul. In Erzurum hat man bei Nacht das Gefühl man befände ich in einer Welt jenseits der atomaren Apokalypse. Die Luft ist schwarz von Smog, die Straßen bestehen aus schwarzem Eis und gewöhnlichem Dreck, die Beleuchtung ist mangelhaft und die Scheinwerfer der Autos irrlichtern lebensbedrohlich durch die Dunkelheit.


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